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Story 179 – 1936 – Innovation Qualität Geschäftsmodell

Die kurze Geschichte des Aluminiumwalzens

Bleche und Bänder aus Leichtmetall bleiben ein Intermezzo

Aluminium wird auf Druck des NS-Regimes in das Programm von Wieland aufgenommen. Obwohl dabei beachtliche Innovationen gelingen und Leichtmetallerzeugnisse auch nach 1945 eine wichtige Rolle spielen, kehrt Wieland dem Werkstoff nach vier Jahrzehnten aus logistischen Gründen den Rücken.

Wie bei stranggepressten Profilen sind es auch bei Blechen und Bändern Vorgaben der NS-Wirtschaftspolitik, die zur Einführung von Leichtmetall-Werkstoffen führen. 1936 wird der erste Vierjahresplan verabschiedet, sein Ziel: Deutschland von Rohstoffimporten unabhängig und bis 1940 kriegsfähig machen.

Noch im gleichen Jahr nimmt Wieland Halbzeuge aus Aluminiumlegierungen ins Fertigungsprogramm auf. Im Bereich Bleche und Bänder zunächst zur Herstellung von Haushaltsartikeln sowie für Kondensatorstreifen. Schnell wird deutlich, dass Aluminiumlegierungen einen deutlich höheren Fertigungsaufwand erfordern, als Kupferwerkstoffe; die Zeit vom Einschmelzen bis zum fertigen Blech ist beinah doppelt so lang. Mehr noch: Eine Vermengung der Materialien ist unbedingt zu vermeiden, selbst kleinste Messingteilchen können die Aluminiumoberflächen beschädigen. Dazu ist enormer logistischer Aufwand erforderlich.

Insbesondere als Wieland in großen Mengen Aluminiumlegierungen, wie Ulmal oder Ulminium für die Flugzeugindustrie produziert. Bleche aus diesen magnesiumhaltigen Werkstoffen bilden in den Kriegsjahren den Schwerpunkt der Walzfertigung. Der Ausstoß an sämtlichen Leichtmetall-Walzprodukten steigt zwischen 1936 und 1944 von 1.200 auf beachtliche 5.400 Jahrestonnen.

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Wieland Werke AG
Bänder und Bleche

Auszug Prospekt 1936

Pfannen- und Fruchtkessel gehören zu den ersten Aluminiumprodukten von Wieland. Der Prospekt von 1936 versichert, sie seien genauso langlebig wie die bewährten Wieland-Messing-Pfannen.

Auszug Prospekt 1950

In den 1950er-Jahren entwickeln sich Leichtmetall-Jalousiebänder zu einem wichtigen Produkt. Es gibt sie in drei Abmessungen und in zahlreichen farbigen Lackierungen.

Auch nach dem 2. Weltkrieg spielen Leichtmetallbleche – und zunehmend auch Bänder – eine wichtige Rolle. Mangelnde Versorgung mit Schwermetallen und der Marktbedarf machen, wie schon vor dem Krieg, Haushaltsgegenstände und Kondensatorstreifen zu begehrten Produkten. Aluminiumbleche für die Flugzeugindustrie spielen bald keine Rolle mehr, dafür aber Optal- und Reflektal-Bänder für die Autoindustrie.

Nach der Währungsreform 1948 und dem Aufschwung der Baubranche eröffnet sich ein weiterer Produktbereich: Jalousiebänder aus Leichtmetall. Jalousien aus speziellen Wicoflex-Bändern von Wieland tragen zur natürlichen Klimatisierung der deutschen Pavillons auf der Brüsseler Weltausstellung 1958 bei, drei Jahre später erreicht die Produktion mit 147 Monatstonnen ihren Höhepunkt.

Dann entstehen in Deutschland Überkapazitäten, und neue, direkt an die Hüttenwerke angeschlossene Wettbewerber erzielen bei Leichtmetall-Flachprodukten enorme Kostenvorteile. 1967 stellt Wieland die Fertigung von Blechen und breiten Bändern aus Aluminium ein, ab 1972 sind auch die schmaleren Leichtmetall-Bänder Geschichte.