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Story 199 – 1930 – Innovation Geschäftsmodell Produkte

Leichtmetall-Rohre – auch wirtschaftliches Leichtgewicht

Die Produktion von Aluminium-Rohren bleibt ein Intermezzo

Die erzwungene Konzentration auf Leichtmetalle in den 1930er-Jahren begründet die Rohrfertigung im Werk Vöhringen. Diese Mengen bleiben aber gering, es werden vor allem Kundenwünsche mit besonderen Anforderungen bedient. Ende der 1960er-Jahre wird die Fertigung von Leichtmetall-Rohren eingestellt.

Dass Wieland in den 1930er-Jahren in die Produktion von Leichtmetall-Rohren einsteigt, ist vor allem den planwirtschaftlichen Vorgaben des NS-Regimes geschuldet: In dem Bestreben, möglichst unabhängig von Rohstoffimporten zu werden, setzt die Regierung auf die Verwendung von Aluminium. Während im Bereich Profile und Bleche im Vöhringer Wieland Werk beachtliche Kapazitäten aufgebaut werden, spielt die Herstellung von Leichtmetall-Rohren eine eher untergeordnete Rolle.

Immerhin aber führt dieser neue Produktzweig dazu, dass neben Gießerei, Presswerk und Drahtzug erstmals ein Rohrzug in Vöhringen aufgebaut wird. Zunächst dem Drahtzug angegliedert und hauptsächlich für die Weiterbehandlung der im Strangpresswerk produzierten Aluminiumrohre zuständig, wird die als Zurichterei bezeichnete Werkstatt 1942 in eine eigens errichtete Halle verlagert. Neben Leichtmetall-Rohren für die Wärmeübertragung werden hier vor allem stranggepresste Profile endbearbeitet. Die Bezeichnung „Rohrzug“ ist insofern nicht ganz zutreffend.

Ab 1943 werden mit zusammen mit Mannesmann Versuche mit gewalzten Leichtmetall-Rohren durchgeführt werden – leider ohne nennenswerten Erfolg. Nach dem 2. Weltkrieg werden in Vöhringen – vor allem mit sogenannten TRC-Rohrwalzmaschinen zum Kaltpilgern – weiterhin Rohre aus Leichtmetall gefertigt. Die Mengen bleiben jedoch überschaubar: Wegen der hohen Kosten werden überwiegend anspruchsvolle Produkte in kleinen Stückzahlen produziert. 1965 liegt die monatliche Leistung aller TRC-Maschinen im Bereich Leichtmetall bei 6 Tonnen. Der Plan, mit dem gleichen Kaltpilgerverfahren Titanrohre zu walzen, wird nach ersten Versuchen rasch fallen gelassen.

1966 endet das Kapitel der Aluminiumrohr-Fertigung: Im Rahmen der kompletten Neuorganisation des Rohrzuges in Vöhringen werden die TRC-Maschinen abgebaut. Zwei von ihnen werden dann zwar in der neuen Rohrzughalle wiederaufgebaut – zwei Jahre später aber endgültig demontiert und schließlich verschrottet.

Der Prospekt von 1938 gibt den Stellenwert der Leichtmetall-Rohre gut wieder: Sie spielen neben Profilen und Blechen eine eher untergeordnete Rolle.